Eine neue Dimension der Skurrilität
Wir haben schon sehr viel in der Swingerwelt erlebt: wildes, seltsames, sinnliches, geiles, verrücktes, bedrückendes, ..... sehr, sehr facettenreiches ist uns widerfahren. Wir merken, es gibt bei allem eine Steigerung.
Ueber das Swingerportal bekommen wir Kontakt mit einem Paar. Das Profil spricht uns beide sehr an, die Gesichtsbilder sind ausgesprochen sympathisch, der Austausch über Mail etwas kurz angebunden, aber immer straight. Als wir über ein Kennenlerndate schreiben, gestaltet sich die Datumsuche seltsam.
Sie schreiben, sie hätten bald Jahresurlaub und seien sehr flexibel. Das genaue Zeitfenster teilen sie uns mit. Wir erläutern, dass wir keinen Urlaub haben, geben ihnen aber mögliche Daten bekannt. Zuerst passt nichts, trotz angeblicher Flexibilität, dann kommen Vorschläge für mitten in der Woche. Natürlich können wir das nicht organisieren. Erneut machen wir sie darauf aufmerksam, dass wir keinen Urlaub haben. Plötzlich stimmen sie unserem Vorschlag zu und schreiben, dass sie schauen, dass sie dann vorbeikommen können. Wir reservieren das Datum. Vor und am besagten Tag erhalten wir keine Nachricht.... einfach Funkstille. Am späten Abend kommt eine kurze Ansage: «Ein Besuch in der Schweiz hat heute nicht gepasst. Wir melden uns.»
Ich bin bereits in grosser Missstimmung. Als sie schreiben, dass sie gerne auf dem Rückweg vom Urlaub für 2-3 Stunden bei uns vorbeischauen wollen, bin ich der Meinung, wir sollten einfach absagen. Mich nervt die Situation. Was soll das? Wir kennen uns nicht und ein Kennenlernen inkl. Sex soll in 2 Stunden stattfinden, wenn es stimmig ist? So als Zwischenstopp bei der Heimreise? Mein Mann ist sehr neugierig auf die beiden und sagt ihnen zu.
Der Tag kommt, pünktlich trifft der Besuch ein. Als sie zur Tür hereinkommen, begrüsst mich die Lady herzlich, der Mann freundlich. Sie ist eine sehr hübsche Lady, sein Aussehen ist neutral. Ich habe den ganzen Tag gearbeitet, einen kleinen Imbiss vorbereitet, frage nach, was sie trinken möchten. Ausser ein Glas Wasser für ihn und einen Kaffee für sie lehnen sie alles ab. Ich bin müde, nehme am Tisch Platz, fordere die Gäste auf, sich hinzusetzen. Die Lady setzt sich, der Herr lehnt dankend ab, er habe genug im Auto gesessen. Mit der Lady entsteht ein Gespräch. Etwas Smalltalk über dies und das, sie fragt mich, wie lange wir im Swingerportal schon aktiv sind. Wahrheitsgemäss antworte ich ihr. Sie sagt, sie seien genau so lange dabei, aber nur sehr selten aktiv. Ich beobachte die beiden ganz genau, versuche ihre Blicke, Gesten und Gesichter zu lesen, sie einzuschätzen. Während des weiteren Gespräches fragt die Lady plötzlich: «Findet es hier statt?» und zeigt auf unser Sofa. Ich schaue sie fassungslos an. Sie sind 10 Minuten hier und die Lady will mit Sex starten. Ein paar Minuten vorher erklärt sie mir, dass sie nicht sehr aktiv seien. Mein Mann und ich sind so perplex, dass sich unsere Blicke nur noch staunend fixieren und wir kein Wort herausbringen. Da sagt der Herr: «Es passt für mich nicht. Ich will nach Hause fahren!» Ich lache und sage: «Kein Problem, entweder es passt oder es passt nicht.» Er schaut mich an und sagt doch tatsächlich: «Auf sowas habe ich gar keine Lust!» Ich fixiere den Herrn, spüre, wie mein Mann sehr wütend wird. Ich grinse den Herrn an und kontere: «Unglaublich charmant, umwerfend charmant!» Im Inneren denke ich, Du armselige Wurst merkst ja gar nicht, was Du gerade gesagt hast. Ich kann sehr, sehr gut damit umgehen, wenn es nicht passt. Wirklich, aber diese Aussage war jetzt der Burner.
Während in meinem Mann spürbar die Wut immer höher steigt, ich nur hoffe, dass sein Zorn-Dampfkochtopf nicht hochgeht, plappert der Mann vor sich her, dass diese ganze Rückfahrt so nervenaufreibend war, dieser Zwischenstopp eigentlich nicht hätte stattfinden dürfen..... Ich sitze da, die ganze Situation ist mir schlichtweg zu blöd, die Menschen langweilen mich zutiefst. Die Lady beginnt wieder zu erklären, dass der ganze Tag etwas dumm gelaufen sei...... blablabla. Ich warte nur darauf, dass sie sagen: 'so wir brechen auf.'
Wenig später höre ich mit Erleichterung diese Worte und sie machen sich vom Acker.
Kaum sind sie zur Tür hinaus, flucht mein Mann los, der Zorn befreit sich..... gut sind sie weg. Ich schaue meinen Mann an und sage: «Jedes weitere Wort ist die Mühe nicht wert. Schwamm drüber, lass es. Sie sind weg, den Typen braucht niemand auf dieser Welt. Ich muss nicht jedem gefallen, das erwarte ich in keiner Weise. Das war definitiv das Skurrilste, was ich je erlebt habe. Ich geniesse jetzt einen stresslosen, relaxten Abend, Basta!»
Mein Mann murmelt: «Ich hätte ihn bald in der Luft zerfetzt, diesen ungehobelten Vollpfosten!»
Ich grinse ihn an: «Ich sage nochmals: Gut sind sie weg. Deine kostbare Frau wäre sowieso viel zu schade für diesen arroganten Vollpfosten gewesen. Uebrigens: mein Bauchgefühl hat schon beim Mailverkehr begonnen zu rebellieren! Mein Bauchgefühl hat grossartige Antennen!»
Resümée: Ich habe wirklich kein Problem, selber auszusprechen oder zu hören, es passt nicht. Wirklich nicht. Dazu bewege ich mich viel zu lange und intensiv in der Swingerszene. Eines ist hingegen gewiss: DER TON MACHT DIE MUSIK! .... Und der heutige Besuch leidet an Musikinsolvenz und Taktlosigkeit!