Nacktkuscheln im kalten See

10.10.2021

Es beginnt wieder mal mit einem virtuellen Kontakt im Swingerportal. Ein charmantes, höfliches, persönliches Mail sticht aus meinem quantitativ überladenen Postfach heraus, weckt meine Aufmerksamkeit. Freundschaftlich beantworte ich das Anschreiben, nehme bewusst virtuellen Kontakt auf und warte, was für ein Austausch nun zu Stande kommt. Angenehm überrascht lese ich seine nächste Antwort. Ja, er hat definitiv mein Interesse geweckt. Wie immer lasse ich mir Zeit, fühle in meinen Bauch und geniesse die Wirkung und Neugierde, die das männliche Gegenüber in mir erzeugen kann. Da ich immer noch sehr eingespannt bin, halten wir über längere Zeit Kontakt und nach Monaten wird ein Termin für ein Kennenlerndate vereinbart.

Obwohl wir einander nie gesehen, nie gehört haben, wollen wir einen ganzen Wandertag miteinander verbringen, uns mit Zeit und netten Gesprächen auf einer schönen Wanderroute beschnuppern. Ein wunderbar sonniger Tag ist diese Woche angekündigt und wir haben beide Zeit. Ich unterbreite dem Herrn eine Route, die ich schon lange einmal wandern wollte und kann ihn dafür begeistern. Die Wanderung bietet auch die Möglichkeit, bei heissen Temperaturen in einem See abzukühlen. Es wird ihm bei dem Gedanken immens heiss, dass wir zusammen in einen See springen werden. Wir tauschen die Handy-Nummern aus, vereinbaren alles Wichtige für den gemeinsamen Tag. Wir belassen es bei einem Blinddate, wissen nicht, wie das Gegenüber ausschaut. Die Neugierde ist riesengross, ein Kribbeln erfasst mich.

Der Tag kommt. Mit gepacktem Rucksack, der Badekleid, leichtes Badetuch, Zwischenverpflegung, Trinkwasser und eine warme Jacke enthält, fahre ich los, um meine unbekannte Wanderbegleitung am Bahnhof abzuholen. Kaum bin ich dort, schreibe ich, wo mein Auto geparkt ist, welchen Wagen ich fahre. Prompt kommt seine Antwort.... der Zug wird pünktlich eintreffen, er habe einen braunen Rucksack dabei. Gespannt warte ich bei meinem Auto, halte Ausschau nach einem Mann mit braunem Rucksack. Mehrere Personen verlassen das Bahnhofsgebäude und kommen auf mich zu. Wie sieht mein Date aus, welcher dieser Personen ist es? Ich entdecke niemanden, auf den die Beschreibung passt. Plötzlich kommt lachend ein Mann auf mich zu: «Ahhh, die Automarke und das Modell stimmen, Du musst Malince sein.» Ich bin zuerst ein bisschen verdattert, aber schaue in strahlend schöne Augen und fühle eine so sympathische, offene Energie. «Hallo, mein Wanderbegleiter.... Wo ist denn der Rucksack?» frage ich lachend. Er dreht sich um: «Na da!» antwortet er. «Ahhh, du reist aber mit leichtem Gepäck.» antworte ich amüsiert, als ich sein kleines Ding auf dem Rücken entdecke. Das winzige Teil konnte ich von vorne gar nicht sehen. Wir umarmen uns herzlich, begrüssen einander mit grosser Offenheit und steigen dann ins Auto. Während der Fahrt zum Startplatz unserer Wanderung kommen wir bereits ins angenehme Plaudern, auf Anhieb finde ich einen Draht zu «Mr. Amicable».

Bevor wir die sportliche Herausforderung in Angriff nehmen, gönnen wir uns ein stärkendes Getränk unter einem Sonnenschirm eines einladenden Restaurants. Wir plaudern angeregt. Ich erfahre so viel Offenheit, Sympathie und Eloquenz beim Gegenüber, dass ich mich immens auf den gemeinsamen Tag freue.

Eine Stunde später nehmen wir die Route in Angriff. Ein sehr anstrengender, steiler Aufstieg fordert unsere Kondition. Die Gespräche über seine Erfahrungen im Joy und meinem Leben in offener Beziehung und Polyamorie lassen den Aufstieg trotz Anstrengung kurzweilig werden. Wir beide lieben es, zu necken und gemeinsam zu lachen. Seine charmante Art verzaubert mich. Immer wieder bleiben wir stehen und lassen den Blick über die wunderbare Aussicht schweifen, die uns da und dort durch die Bäume gewährt wird. Das Wetter ist traumhaft, der Wanderweg führt fast durchgehend durch wunderbaren Wald. Alles passt zur guten Stimmung.

Nach einer Stunde gönnen wir uns eine Pause, sitzen auf einen Baumstamm und ich teile meine Zwischenverpflegung mit Mr. Amicable. Ein komplett verschwitzter, keuchender Wanderer kommt den Wanderweg hoch, den wir gerade bewältigt hatten, setzt sich im Abstand neben uns. Ich vermute, er ist den steilen Weg in einem Affenzahn hochgespurtet. Na ja, jedem das Seine, für mich steht beim Wandern der Spass und das Meditative im Vordergrund. Ich mag es, wenn es anstrengend ist, wenn ein Flow entsteht, der mich hochträgt. Jedenfalls sind Mr. Amicable und ich in einem wesentlich besseren Zustand, obwohl bei uns der Schweiss ebenfalls in Strömen geflossen ist. Ich grüsse den fremden Herrn, frage ihn, ob er sich hier auskenne, ob er wisse, wie lange und steil der Aufstieg noch ist. Als er antwortet, dass es noch eine ganze Weile so steil ist, wir noch einiges vor uns hätten, schauen mein Begleiter und ich einander etwas geschockt an..... und stellen fest: Ohhh, das wird hart.

Trotzdem stellen wir uns der Aufgabe, brechen auf, verabschieden uns höflich von dem erschöpften Wanderer. Ja, zuerst geht es noch Kurve um Kurve steil nach oben, nach kurzer Zeit wandern wir über eine kleine Alp. Der Weg wird hier sehr angenehm, es geht nur noch sanft aufwärts. Es duftet nach Gras und Bäumen. Nun folgt der Abstieg. Ich mag Abstiege nicht sonderlich, denn ich muss auf meine Knie etwas aufpassen. So lasse ich mir genügend Zeit, setze meine Füsse gut, wenn es besonders steil wird, bietet mir Mr. Amicable stützend seinen Arm an. So kommen wir wohlbehalten am See an. Wir finden eine Bucht und wollen hier ein Bad nehmen. Ein junges Paar schwimmt bereits im Wasser, so ziehe ich Badetuch und Badekleid aus dem Rucksack, um mich sittlich umzuziehen. Wanderschuhe und Hose sind bereits ausgezogen, als das junge Paar aus dem Wasser steigt und ich sehe, dass beide splitterfasernackt sind. Ich rufe den beiden zu: «Ja, wenn ihr es so unkompliziert macht, schliesse ich mich sofort an.» Die beiden lachen und Mr. Amicable schaut mich amüsiert an, während ich das Badetuch von mir werfe, aus den restlichen Kleidern schlüpfe und nackt über die Steine zum Wasser zirkle. Brrr, der See ist sehr kalt, trotzdem lasse ich mich mutig hineingleiten. Mr. Amicable folgt meinem Beispiel. Wir schwimmen aufeinander zu und umarmen uns nackt im eiskalten Wasser. Er fühlt sich gut an. Ich will wissen, wie er sich anfühlt, wie er riecht. «Darf ich dich küssen?» frage ich mutig. Und schon umschmeicheln seine Lippen meine. Zuerst etwas hart und fordernd. Ich löse mich, rieche an seinem Hals, küsse ihn dort und flüstere: «He, ich mag ganz sanfte, weiche Küsse.» Meine Lippen wandern für einen erneuten Versuch zu seinem Mund und diesmal fühlt es sich richtig an, seine Lippen schmecken gut. Wir bekommen kalt, lösen uns voneinander und kehren zum Ufer zurück, wo wir uns sofort schlotternd ins Badetuch hüllen. Lächelnd schauen wir einander an. Für mich hat es nach mehr geschmeckt. Ich vermute, für ihn ebenfalls. Wir setzen uns nebeneinander, unsere Hände berühren sich sanft, streicheln die Hände und die Unterarme des Gegenübers und wir geniessen die Situation. Eine sehr sinnliche, zärtliche Gestik mit einem Menschen, den ich vor vier Stunden das erste Mal gesehen habe.

Wir ziehen uns wieder an, packen die sieben Sachen und verabschieden uns von dem jungen Paar, das in einiger Entfernung miteinander an der Sonne liegt. Als wir auf dem Wanderweg wieder allein sind, bleiben wir erneut stehen, halten uns an den Händen, versinken im Blick des anderen. Wir wollen nochmals fühlen, umarmen uns, beginnen sanft zu küssen. Ein wohliges Gefühl breitet sich aus, als unsere Körper aneinander schmelzen. Bevor es kein Halten mehr gibt, lösen wir uns voneinander und wandern weiter. Ein wunderbarer Weg führt uns am See entlang, bis wir nach einer weiteren Stunde den Zielort erreichen.

Unser gemeinsamer Weg wird sich hier trennen. Jeder wird ein Schiff nehmen, das mir ermöglicht, zum Auto zurückzukehren und ihm die Heimreise mit dem Zug anzutreten. Im Fahrplan sehen wir, dass für ihn ein Schiff sofort fahren würde und meines erst über eine Stunde später. Ich erkläre, dass ich verstehe, wenn er das Schiff nehmen möchte, damit er pünktlich heimkehren kann. Er antwortet mir: «Das fühlt sich nicht richtig an, ich bleibe noch, leiste dir Gesellschaft, bis das nächste Schiff geht. So einen schönen Tag lassen wir jetzt auch gediegen ausklingen.» Seine sehr charmante Denkweise berührt mich. Ich freue mich, dass er noch etwas Zeit mit mir verbringen möchte. So setzen wir uns in ein schönes Restaurant am See, bestellen ein leckeres Abendessen und verbringen eine weitere sehr angenehme Stunde miteinander. Dann kommt langsam der Abschied. Noch einmal schenken wir uns eine liebevolle Umarmung, die Hände liebkosen den Körper und die Münder die Lippen des anderen. Es fühlt sich sehr stimmig an, weckt meine Neugierde auf die Sexualität des Mr. Amicable. Bis zur letzten Minute kosten wir die Aura des Gegenübers, bevor Mr. Amicable zum Schiff eilt und mir dann zum Abschied von Bord zuwinkt und ein charmantes Küsschen rüberschickt.

Danke für diesen wunderbaren, abwechslungsreichen, stimmigen Tag und die sehr charmante Begleitung. Ebenfalls schätze ich, dass es bei Sinnlichkeit, Zärtlichkeit und Liebkosungen geblieben sind, trotz grosser Lust kein Sex stattfand. Bei einem passenden Termin werden wir in einer schönen Location der Begierde freien Lauf lassen. Bis dahin lodern wir beide im Feuer der Vorfreude.