Dresscode und FKK
Seit meiner Jugend war ich auf praktisch eingerichtet. Im Alltag waren Arbeitsklamotten, gesundes, stabiles Schuhwerk angesagt, in der wenigen Freizeit und mal im Ausgang (auch zum schick essen gehen) immer Jeans, T-Shirt oder Sweatshirt, Turnschuhe ..... fertig. Reicht vollkommen. Meine Mutter hat mir oft gepredigt: "Mensch Mädel, mal ein süsses Röckchen, mal Deine Weiblichkeit hervorheben, wäre doch was!" Neeeee, sowas brauch ich nicht. An besonderen Feiern, wie Hochzeiten, Taufen, Firmenfeiern war ich stets komplett unpassend und schlecht gekleidet. Fotos bestätigen dies gnadenlos.
Mein Mann war noch krasser: er lebte nach dem Motto: "Ich bleib so wie ich bin, besonders wenn's die anderen stört!" Im Alltag in Arbeitsklamotten, in den Ausgang im absoluten Underground-Look und praktisch immer mit unrasiertem Seeräuber-Teint. Oft habe ich leer geschluckt, ich war ja nicht anspruchsvoll: saubere Jeans, passendes T-Shirt und ein rasiertes Gesicht hätten mich schon glücklich gemacht.
Vor drei Jahren lande ich (durch verrückte Umstände) bei einer professionellen Fotografin, die darauf spezialisiert ist, bei Frauen die schönsten, femininsten Seiten herauszukitzeln und in ihren Bildern festzuhalten. Ich stand unter Schock, wie die Fotografin meine Weiblichkeit durch hübsche Kleider, Strümpfe, Highheels und Make-up zum Strahlen brachte. Ich war immer der Meinung, meine Attraktivität bewegt sich im unteren Bereich der Skala, für mich war ich völlig unperfekt. Und dann sass ich vor MEINEN Bildern und da wurde der Entschluss gefasst, am Ausgang-Outfit wird ab sofort was geändert, die Garderobe entsprechend angepasst.
Mein Mann änderte nichts. Da betraten wir Restaurants, ich in kurzen, weiblichen Röcken, mit einem süssen Bolero in Highheels (ich behaupte : Ich war ein Hingucker), begleitet von einen Seeräuber im Underground-Look.
So und jetzt bewegen wir uns in
der Swingerszene und in edlen Clubs. Da merkt mein Mann, ohne entsprechendem
Auftreten hat er weder bei einem privaten Kennenlernen-Date, geschweige denn in
einem Club auch nur die geringste Chance, Eindruck auf die hübschen Ladies zu
machen. Plötzlich bekomme ich einen adretten Partner in gepflegter Kleidung und
sogar ein edler Anzug hält Einzug in seinem Kleiderschrank. Unrasiert zu einem
Date geht "Mann" schon gar nicht mehr und der Friseur steht viel
öfters auf dem Programm. Plötzlich stören ihn die zuviel auf den Rippen
liegenden Kilos, wo er vorher grosszügig drüber hinweg geschaut hat, nach dem
Motto: Passt schon so!
Wenn Männer auf die Jagd dürfen, wird die Jagdstrategie für einen erfolgreichen Fang angepasst.
So nun habe ich zwei Möglichkeiten. Entweder ich gehe in den Ehekrieg und motze: "Für andere Ladies geht es plötzlich mit schicken Kleidern, rasieren und etwas für den Körper tun. Für mich hast Du es jahrelang nicht getan!" Ich könnte ihm mit Vorwürfen und Eifersüchteleien das Leben schwer machen.
Oder: Ich nehme es mit Humor und erfreue mich einfach daran, endlich einen gepflegteren Mann geniessen zu können. So nach dem Motto: Egal, was die Veränderung ausgelöst hat, Hauptsache es hat sich was bewegt und noch zu meinem Vorteil.
Ich entscheide mich für Variante 2!!!
Ab diesem Zeitpunkt habe ich keinen zotteligen Seeräuber mehr an meiner Seite. Ob wir zu zweit was unternehmen, in Clubs unterwegs sind oder andere Paare treffen, ich habe stets einen gepflegten Begleiter. Ich geniesse es.
In der Swingerszene ist das Saunieren und FKK-Baden eine weit verbreitete Leidenschaft. Saunieren war ich immer mal wieder, aber im Rahmen eines Wellness-Weekends mit meiner Schwester. Da haben wir oft einen Bademantel getragen oder bevorzugt an Frauenabenden teilgenommen.
FKK-Baden ist völliges Neuland für mich. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich unter vielen Nackten fühlen werde. Wir sind uns einig, ausprobieren möchten wir es schon.
Ein passender heisser Sommertag kommt und wir fahren los. Als wir die FKK-Anlage betreten, ist es ein extrem ungewohnter Anblick. Ich finde Menschen schöner anzuschauen, wenn sie hübsche Badekleidung tragen, eindeutig sogar erotischer, als nackte Tatsachen. Wir suchen uns ein passendes Plätzchen, legen die Kleider ab und sinken nackt auf unsere Decke. Einfach die Seele baumeln lassen und relaxen. Sehr bald macht sich bei mir ein sehr wohliges Feeling breit, die Wärme und das Streicheln des Windes ungehemmt auf dem ganzen Körper zu fühlen, ist wunderbar. Später bekommen wir Lust auf Wasser und Schwimmen. Da spüre ich das nächste Highlight: ich liebe es auf Anhieb, ohne Textil durch's Wasser zu gleiten. Als wir uns an die Sonne legen, habe ich sofort wieder angenehm warm. Ok, FKK-Baden ist der Wahnsinn. Normalerweise brauche ich zwei Badeanzüge, einen zum Schwimmen und immer einen trockenen, um mich sofort umzuziehen, weil ich in nassen Sachen sofort eine Blasenentzündung bekomme. Das ist absolut überflüssig, wenn man textilbefreit unterwegs ist. Wieder wird mir bewusst, dass ich nicht visuell gesteuert bin: Nackte Menschen lösen gar nichts in mir aus. Weder negativ, noch in erregender Weise.
Erregend und geil finde ich Männer, die schick gekleidet sind und wenn die Hüllen im passenden Moment fallen.
FKK Baden ist ein wunderbares Gefühl von Freiheit, Unkompliziertheit und Entspannung und wird in unserer Freizeit definitiv Einzug halten.